Stand(ort)fest mit Privatstiftungen

Der Zins ist tot – Es lebe das Eigenkapital

Privatstiftungen sind die verlässlichen Trägerinnen von Unternehmensbeteiligungen, die wesentlich zum Wohlstand in Österreich beitragen. Wie bei Familienunternehmen basiert Ihre „Ownership Competence“ auf den Werten Vertrauen, Stabilität und Kontinuität. Strategische Investments und verlässliche Partnerschaften zwischen diesen beiden sind von besonderer Qualität.

Beteiligungen mit Eigenkapital unterstützen nicht nur den Erhalt von Unternehmen, sondern sichern als beherrschende Antriebskraft im globalen Wettbewerb notwendige Unternehmensentwicklungen, Technologietransfer und Innovation. Gelingt das Equity Joint Venture, vielleicht auch nur für eine bestimmte Zeit, gelingen nachhaltige Prosperität, Wohlstand und soziale Kohärenz.

In der Vergangenheit haben sich Privatstiftungen als wetterfeste Gesellschafterinnen global tätiger Unternehmen oft als wehrhafter Schutzschirm gegen Kaufinteressen ausländischer Finanzinvestoren bewährt. Völlig wertungsfrei ist festzustellen, dass diese in ihrem Geschäftsmodel Werte und Ziele verfolgen, die sich nicht am Erhalt eines Headquarters oder der F&E Abteilungen in Österreich orientieren. Hingegen wurde gerade in Krisenzeiten klar, dass sich unter dem langen Atem der Privatstiftungen nachhaltige Überlebenskraft österreichischer Unternehmen bündelt, aus der heraus ein Aufschwung immer wieder gelingt. Privatstiftungen werden so zu unverzichtbaren Trägerinnen nachhaltig geführter Unternehmen und eines prosperierenden Wirtschaftsstandortes.

Cattina Leitner
Präsidentin des Österreichischen Stiftungsverbands


In Kooperation mit dem Bankhaus Spängler, der Industriellenvereinigung Salzburg und der DORDA Rechtsanwälte GmbH widmete sich der Österreichische Stiftungsverband im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung am 07.04.2021 der Frage, ob und wie eine Stärkung des Eigenkapitals gelingen kann und welche Rolle Privatstiftungen dabei spielen.

Dazu diskutierten unter der Moderation von Dr. Franz Schellhorn (Direktor Agenda Austria) in einer facettenreichen Gesprächsrunde Dr. Cattina Leitner, Präsidentin des Österreichischen Stiftungsverbandes, Dr. Peter Unterkofler (Präsident der Industriellenvereinigung Salzburg, GF der Jacoby GM Pharma GmbH), KR Heinrich Spängler (Aufsichtsratsvorsitzender Bankhaus Spängler) und Dr. Martin Brodey (Managing Partner DORDA Rechtsanwälte GmbH).

Zur Freude aller übermittelte die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Frau Dr. Margarete Schramböck, Grußworte mit einer maßgeschneiderten Videobotschaft zur Rolle des Eigenkapitals in der österreichischen Wirtschaft.

Als Präsident der Industriellenvereinigung Salzburg und Unternehmer verdeutlichte Dr. Peter Unterkofler die Wichtigkeit einer guten Eigenkapitalausstattung und zeigte Wege aus der Krise auf:

„Wie schon die Finanzkrise 2008 hat auch die COVID-Pandemie anschaulich verdeutlicht, wie essentiell eine gute Eigenkapitalausstattung für die Fähigkeit von Unternehmen ist, solche Krisenzeiten erfolgreich zu überstehen. Doch die nächsten schwierigen Zeiten kommen bestimmt und deshalb ist es gerade jetzt ein Gebot der Stunde, den Unternehmen den Wiederbau der eingesetzten Eigenmittel zu ermöglichen. Zu dieser Wiederherstellung der Resilienz braucht es gezielte gesetzgeberische Maßnahmen: Mit einer Gleichstellung von Fremd- und Eigenmittel durch eine steuerliche Absetzbarkeit von fiktiven Eigenkapitalzinsen oder einer halbierten Körperschaftssteuer für nicht entnommene Gewinne, könnten rasch und unkompliziert entsprechende steuerliche Anreizsysteme geschaffen werden.“

Der M&A Spezialist Dr. Martin Brodey zeigte anschaulich auf, dass das Potential von Privatstiftungen als aktive Akteure in der Unternehmenslandschaft genutzt werden kann:

„Privatstiftungen finden angesichts der derzeitigen Zinslandschaft in soliden Unternehmensbeteiligungen eine wertvolle Ergänzung zum typischen Investitionsmix (Liegenschaften, Wertpapiere, Fondsinvestment etc). Mit einem Spektrum von Finanzbeteiligungen (zB Equity, Mezzaninfinanzierung) bis hin zu strategischen Unternehmensbeteiligungen mit aktiver Mitwirkung am unternehmerischen Geschehen ergeben sich für Privatstiftungen viele Möglichkeiten zu einer Partnerschaft mit dem österreichischen Mittelstand. Der Stiftungsvorstand ist kein bloßer “Verwahrer” des Stiftungsvermögens, sondern kann unter Wahrung des Stiftungszwecks nach sorgfältiger Prüfung durchaus auch ein gewisses unternehmerisches Risiko eingehen. Die Art des Beteiligungserwerbs, die Inhalte der Corporate Governance während der Beteiligung (Mitwirkungsrechte der beteiligten Privatstiftung) und die Modalitäten des Exits sind einige der zu beachtenden Regelungsbereiche aus M&A-Sicht.“

Impulse aus Bankensicht lieferte der Aufsichtsratsvorsitzende des Bankhaus Spängler, KR Heinrich Spängler, und betonte, wie wichtig die Rolle von privaten Eigenkapitalgebern auf dem Weg aus der Krise ist und dass ebensolche gerade auch Stiftungen sein sollten:

„Eine Kapitalbeteiligung erscheint in Anbetracht von Negativzinsen für Guthaben und negativen Anleiherenditen sowie ausgereizten Immobilien- und Aktienmärkten interessant für Kapitalgeber, seien es private Investoren, Beteiligungsunternehmen und entsprechend auch Stiftungen. Letztere würden beweisen, wie sehr sie mit stabilem, langfristigem Geld gerade in der Bewältigung einer Krise für die gesamte Volkswirtschaft von Vorteil sein können.“

In der anschließenden Diskussion mit den zahlreichen Gästen zeigte sich, dass eine Stärkung des Eigenkapitals – jetzt – nicht nur wichtig und wünschenswert, sondern dringend notwendig ist, um Wege aus der Krise erfolgreich beschreiten zu können. Dazu können Privatstiftungen einen wesentlichen Beitrag leisten, denn gerade sie sind nachhaltige und standortfeste Private Equity Investoren.